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1683 - 1767 (84 Jahre)
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Name |
von Münnich, Burchard Christoph |
Getauft |
Mai 1683 |
Neuenhuntorf / Nht., Berne, BRA, NI, D |
Geboren |
19 Mai 1683 |
Neuenhuntorf / Nht., Berne, BRA, NI, D |
Geschlecht |
männlich |
Biographie |
- NWZ vom 2. Sept. 2000
Sibirien und sogar das Todesurteil überlebt
Wie ein Oldenburger Deichgrafensohn am Zarenhof Karriere machte - PolitischerStern mit jähem Absturz
Die Lebenswege einst bekannter, inzwischen weitgehend vergessener Oldenburger zeichnet die NWZ-Serie nach, die mit Unterstützung des OldenburgerLandesvereins entstanden ist. Folge 13: Burchard Christoph Graf von Münnich.
Von Marlis Oehrne
Neuenhuntorf. Was Burchard Christoph Graf von Münnich (1683-1767) als Ingenieur und Feldherr in hessendarmstädtischen und sächsischen Diensten geleistet hatte, reichte eigentlich schon für ein ganzes Leben. Doch sein kometenhafter Aufstieg in Russland stellte die Stationen seiner bisherigen Karriere weit in den Schatten. Hier hielt er für einen kurzen Moment der Weltgeschichte das Geschick Europas in seinen Händen. Aber er machte Fehler.Die Quittung war Sibirien.
Doch Münnich hielt durch in der Verbannung. 20 Jahre später erlebte er seine Rehabilitierung durch Katharina die Große. Fast 80jährig wurde er sogar wieder als Generalfeldmarschall eingesetzt und mit dem Bau eines Hafens bei Reval beauftragt, die Vollendung dieses Werks erlebte der Greis jedoch nicht mehr. Münnich starb am 27. Oktober in St. Petersburg und wurde auf seinem Gut Lunia bei Dorpat in Estland begraben.
Zunächst schien dem zweiten Sohn des Oldenburger Oberdeichgrafen Anton Günther von Münnich und dessen erster Ehefrau Sophia Catharina, geborene Oetken, der Weg als Wasserbauer vorgegeben. Die dafür nötigen Kenntnisse hatte ihm sein Vater von Kindheit an vermittelt, und sein Interesse wuchs noch durch Reisen nach Holland und Frankreich. Schließlich wurde es das militärische Ingenieurwesen. Münnich bewährte sich als Soldat bei der Eroberung von Landau(1702) und im Spanischen Erbfolgekrieg. Als Ingenieur lieferte er spätestens 1714/15 mit der Leitung der Kanal- und Hafenbauarbeiten in Karlshafen/Weser sein Gesellenstück. Kurze Zeit später wechselte er zu August II., Kurfürst von Sachsen und König von Polen, und wurde hier zum Reorganisator der polnischen Krongarde.
1721 nahm Generalmajor von Münnich dann Meinungsverschiedenheiten zu Anlaß, um in russische Dienste zu wechseln. Das war damals kaum spektakulär, denn Peter der Große suchte händeringend ausländische Fachkräfte. Wenn auch jetzt, nachdem siegreich abgeschlossenen nordischen Krieg, die Vormachtstellung Russlands in Osteuropa und an der Ostsee nicht mehr zu übersehen war - innenpolitisch war das Zarenreich noch immer ein Entwicklungsland.
Aus dem Grafen Münnich, inzwischen knapp 38 Jahre alt, in erster Ehe verheiratet mit Christine Lukretia von Witzleben und Vater von 17 Kindern, wird also "Burkhard Kristof Minikh". Und schon 1732 ist er ganz oben: kaiserlich-russischer Generalfeldmarschall und Präsident des Kriegskollegiums, das heißt Kriegsminister. In diese Position hatte ihn allerdings nicht nur fachliche Kompetenz geführt, wie er sie etwa beim Bau des Ladogakanals, des damals längsten Schiffskanals der Welt, unter Beweis gestellt hatte. Entscheidender dürften dabei sein unbändiger Machthunger, seineSkrupellosigkeit und die richtigen Verbindungen gewesen sein. Als Reorganisator der russischen Streitkräfte führt Münnich mehrere Kriege, weil Russland sich als europäische Großmacht etablieren wollte. Schließlich greift der Soldat auch politisch nach den Sternen. Durch einen Staatsstreich im Jahr1740 wird der scharf antihabsburgisch eingestellte Münnich für kurze Zeit der mächtigste Mann in St. Petersburg.
Vielleicht kann Friedrich H. auch deshalb wenige Monate später so relativ ungestört in das damals österreichische Schlesien einmarschieren. Aber "Minikh", seit 1741 übrigens auch russischer Reichsgraf, hatte seine Feinde im eigenen Haus unterschätzt. Als Elisabeth den Zarenthron bestieg, wird er, wie auch sein innenpolitischer Widersacher, sogar des Hochverrats angeklagt und zum Tode durch Vierteilen verurteilt. Schon auf dem Schafott, kommt er gerade noch davon: mit lebenslanger Verbannung nach Sibirien. Als Münnich 20 Jahrespäter wieder am Petersburger Hof auftaucht, ist er menschlich offenbar kaum wiederzuerkennen: Der britische Botschafter jedenfalls nannte ihn "the finest old man I ever saw", den vortrefflichsten alten Herrn, den er je gesehen habe.
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Beruf |
Feldmarschall, Ingenieur |
Referenz |
Nht.1683 |
Religion |
LU |
Auswanderung |
1721 |
St. Petersburg, RUS |
Begraben |
Okt 1767 |
Gut Lunia bei Dorpat = Luunja, Tartu, EST |
Gestorben |
27 Okt 1767 |
St. Petersburg, RUS |
Personen-Kennung |
I6116 |
OGF Auswanderer |
Zuletzt bearbeitet am |
1 Sep 2015 |
Vater |
von Münnich, Anton Günther, geb. 1650, gest. 1721, Neuenhuntorf / Nht., Berne, BRA, NI, D (Alter 71 Jahre) |
Mutter |
Oetken, Sophie Catharine, geb. 1659, Oldenburg / OL., Oldenburg, OL, NI, D , gest. 1710, Neuenhuntorf / Nht., Berne, BRA, NI, D (Alter 51 Jahre) |
Verheiratet |
errechnet 1677 |
Familien-Kennung |
F3032 |
Familienblatt | Familientafel |
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Ereignis-Karte |
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| Getauft - Mai 1683 - Neuenhuntorf / Nht., Berne, BRA, NI, D |
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| Geboren - 19 Mai 1683 - Neuenhuntorf / Nht., Berne, BRA, NI, D |
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| Auswanderung - 1721 - St. Petersburg, RUS |
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| Begraben - Okt 1767 - Gut Lunia bei Dorpat = Luunja, Tartu, EST |
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| Gestorben - 27 Okt 1767 - St. Petersburg, RUS |
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Pin-Bedeutungen |
: Adresse
: Ortsteil
: Ort
: Region
: (Bundes-)Staat/-Land
: Land
: Nicht festgelegt |
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